Kampf der Content-Giganten: Netflix vs. HBO
Im Wettstreit, wer der bessere Streamingdienst ist, haben zwei Anbieter die Nase vorn: Netflix als Wegbereiter für die wachsende Branche und der zu Warner Media gehörende Pay TV-Dienst HBO. Mit ihren wichtigen und sehenswerten Produktionen erreichen sie weltweite Aufmerksamkeit, was sich nicht nur in den Abozahlen widerspiegelt. Auch die Bewegungen an der Börse lassen erahnen, dass es sich um zwei Schwergewichte handelt.
Der Wettstreit um den Titel „Bester Streamingdienst“ ist schon vor langer Zeit entfacht. Nachdem sich Netflix 2012 mit seiner Expansion von Amerika aus auf den europäischen Markt aufgemacht hatte, war noch nicht zu ahnen, welche Veränderungen dies für das Sehverhalten von Serien- und Filmfans bedeuten sollte. Erst nur in Großbritannien, Irland und Skandinavien vertreten, folgten in den Folgejahren weitere Gebiete. Seit 2014 können sich auch deutsche Zuschauer von den unzähligen Inhalten überzeugen.
Obwohl HBO mit seinem eigenen Kanal HBOmax noch recht jung ist, hat HBO eine lange Historie. Als klassischer Pay TV-Channel gestartet, ist er vorwiegend in Amerika ein Merkmal für anspruchsvolle Unterhaltung. In Deutschland ist HBO nicht vertreten. Dennoch kennen Serienliebhaber Produktionen wie „Six Feet Under“, „Sex and the City“ oder „True Blood“ aufgrund der Lizenzvergabe an Sky. Der deutsche Bezahlsender ist exklusiver Lizenzpartner zur Auswertung von HBO-Filmen und Serien.
Inhalte ohne Ende
Hinsichtlich ihres Angebotes an Serien und Filmen sind beide Anbieter gleich stark. Netflix präsentiert seinen Abonnenten Monat für Monat ein reichhaltiges Potpourri aus allen möglichen Genres. Kritiker loben diese Vielfalt zwar, aber bemängeln auch den zunehmenden Qualitätsverlust. Konnte sich Netflix zu Beginn seiner Reise noch mit „House of Cards“ oder „Orange is the New Black“ profilieren, überwiegt heute viel B-Ware. Dennoch kann Netflix immer wieder mit Überraschungen glänzen, wie erst jüngst die 12 Oscar-Nominierungen für das Western-Drama „The Power Of The Dog“ bewies.
Der Output seitens HBO ist deutlich überschaubarer. Allerdings gelten HBO-Produktionen im meisten Fall als geborene Kritikerlieblinge, da sie mit Tiefe, gewagten Themen und realistischer Härte überzeugen. Die Mini-Serie „Mare of Easttown“ ist eine der letzten Veröffentlichungen, die für weltweite Lobeshymnen sorgte. Hauptdarstellerin Kate Winslet wurde berechtigterweise mit dem Golden Globe für ihre eindringliche Verkörperung der Polizistin Mare Sheehan ausgezeichnet.
Klare Positionen an der Börse
Inhaltlich haben die beiden Anbieter dem Kino längst den Rang abgelaufen. Mit Blick auf die AMC Aktie, der größten Kinokette der USA, wird deutlich wie stark das Interesse an Heimkino geworden ist. Während sich AMC aktuell mit einem Stand von 17,68 US-Dollar (Stand: 25.2.) über Wasser hält, folgt die HBO-Mitter AT&T mit 20,78 Euro. Ein minimaler Vorsprung, doch hinsichtlich der Größe von AMC ein Rückschlag für das Kino. Netflix triumphiert derweil mit 343,40 Euro pro Aktie und gibt sich somit als klarer Sieger zu erkennen.
In der gesamtheitlichen Betrachtung bleibt die Gegenüberstellung jedoch unentschieden. Inhaltlich setzt HBO auf ausgewählte Produktionen und punktet somit deutlich mehr bei den Zuschauern. Eine Vorgehensweise, die Netflix aber aufgrund des hohen Outputs abhandenkommt. Schade, denn würde Streaming-Gigant Netflix zu seiner alten Stärke aus dem Jahr 2014 zurückfinden, wäre der Thron zweifellos sicher. Manchmal ist weniger einfach doch mehr.